Zwar ist die Karte schön übersichtlich, dennoch fällt die
Wahl schwer.
Und das liegt an den Mesedes.
Dahinter verbirgt sich keine hingenuschelte Luxuslimousine, es handelt
sich um Vorspeisen.
In Hülle und Fülle, drei Seiten lang.
Da läuft dem Gourmand das Wasse im Mund zusammen:
Kartoffelpüree mit Knoblauch? Auberginenmus?
Ob Sie die Fischrogenpaste Tarama hier wohl anders zubereiten?
Der Wirt schreibt mit nachsichtigem Lächeln eine
Nur-Vorspeisen-Bestellung auf.
Auch wenn es verdammt schade ist um die Dorade und den Loup:
Die kleine Portion Lammleber mit einer cremigen Tomaten-Oregano-Sauce
(7 Mark) war wundervoll,
ebenso der mit Spinat und Schafskäse gefüllte Tintenfisch
und der gegrille Oktopus (je 8 Mark),
beide zart, weil von Kennerhand zubereitet.
Jetzt wäre es langsam an der Zeit, dass der Wirt sich als echter
Grieche zu erkennen gibt
und die Ouzo-Flasche raus holt.
Stattdessen schlägt er einen Grappa vor. Na so was.
Aber dann hat er doch eine Flasche von dem Anisschnaps unter
dem Tresen versteckt, aus der er geduldig einschenkt.
Möglicherweise hat er dem Koch einen kleinen Tipp gegeben,
denn der bereitet die Nachspeise mit einem Schuss Ouzo zu.
Über diese Nachspeise gerieten die anwesenden Kenner aller
Küchen dieser Welt dann doch ins Grübeln:
"So was hatten wir noch nie, oder?" - "Garantiert nicht. Wo auch"
Etwa beim Japaner? Dem würde man so etwas zutrauen.
Wir sind hier aber doch beim Griechen.
Während wir noch grübeln, eilt der Wirt an unseren Tisch
und eröffnet uns, die bestellte Vorspeise - gegrillte Melone
(5,50 Mark) nämlich - gebe es nicht.
Aber gebraten könnten wir sie sehr wohl bekommen.
Also doch - mit einem Schuss Ouzo. Wirklich eine wahre Köstlichkeit!
Nach mehr als 200 Jahren Giros mit Pommes und Krautsalat
erleben die Hamburger die Wiederauferstehung der griechischen Küche.
Aus der kulinarischen Tragödie wird ein Heldenepos.
Bleibt nur zu hoffen, dass Christos gut auf seine
(Achilles-)Ferse Acht gibt. Aber dafür hat er ja K.!
RONALD GUTBERLET
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